„In der Öffentlichkeit hat der Körper eine größere Bedeutung in der Sozialisierung und dem ‚sozialen Miteinander’ als der Geist.“
Milton Santos 

„Is dance the nigger of the arts?“
Gabriele Klein, Tanzkongress Berlin 2006

Register bedeutet im Englischen einerseits Registrierkasse. Es kann aber auch ein Verzeichnis historischer und persönlicher Daten zu einem Land oder zu einer Person sein. Diese Art von Register definieren den Menschen im Verhältnis zu seinem Land und das Land zu seinen Einwohnern.

Ricardo ist ein schwarzer Mann. Er ist sich den Klischees bewusst, welche sein Image als Afroamerikaner heran beschwört. Ob als cooler Hip-Hop-Mann aus den Video-Clips und Aktionfilmen oder als Gangster und krimineller Drogenboss, der schwarze Mensch stellt eine Welt der komplexen Dualität dar. Aus dieser Position heraus stellen sich für Ricardo Fragen – wer ist er in Wirklichkeit, wie stellt er sich dar, was sehen die anderen in ihm.

Das Stück thematisiert das Bild des schwarzen Menschen in der heutigen Gesellschaft, das sich vom Sklaven zu einem ambivalenten gegenwärtigen Status verschoben hat. Der lustige und coole Schwarze, wie die brasilianische Regierung ihn präsentiert, wird neben den realen Schwarzen gestellt, der in den Slams wohnt und dessen Geburt und Tod unregistriert vom Staat bleiben.

Ricardo kreist durch die stereotypisch erwarteten Tanzstile, hält aber in Schlüsselmomenten an, wo die Videoprojektionen die Führung übernehmen und visuell und akustisch vielmehr das Gegenstück präsentieren – nämlich Ricardo, den Menschen.

Register ist reich nicht nur an Tanztechniken, sondern auch an Sozialkritik. Das Stück möchte denjenigen eine Stimme verleihen, die verurteilt und abgewiesen werden, bevor sie ein einziges Wort hervorbringen können. Ein Mikrofon hängt über dem Performer, er kann es aber, kriechend auf dem Boden, nicht erreichen.